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Singapur - Zwischen Moderne und Natur

Der kleine Stadtstaat macht es uns einfach, den Bogen zwischen Asien und Europa zu spannen - fühlt sich das Leben in der modernen Millionen-Metropole doch schon so westlich sortiert und strukturiert an. Auf den mehrspurigen Straßen rollen wohl geordnet Autos und Busse. Roller, Rikschas und sonstige hupende Gefährte, die sich Platz und Vorfahrt schaffen müssen, gibt es nicht mehr. Dafür ein ausgeklügeltes und effizientes U-Bahn und Busnetz. Futuristische Gebäude, eine glitzernde Skyline, große Gartenanlagen und ein Mix an Kulturen .


Zugegebenermaßen stand Singapur lange nicht auf unserer Reise-Wunsch-Route. Erst die Tatsache, dass von dort eine günstige Flugverbindung nach Athen angeboten wird, brachte die Metropole in unseren Fokus. Und irgendwie gehören Metropolen und Hauptstädte ja auch zu unserer Reise und zu Asien ganz speziell.


Die "Einreise" via Überlandbus gestaltet sich unkompliziert - kein Visum, kein Anstehen, alles gut organisiert an der Grenze, die Malaysia von Singapur abgrenzt. In der Gegenrichtung stauen sich jedoch die Autos, LKWs und Busse - ob wohl mehr Menschen aus Singapur herausfahren als hineinfahren ? Uns soll es recht sein. Übrigens gelten zwar wohl strenge Strafen für Kaugummi-Spucken in der Stadt, aber es ist nicht so, dass das Gepäck auf Kaugummi hin überprüft wurde.

 

Also - kommt mit, in die Stadt der Kontraste und Moderne:

Unsere "Hauptstadt"-Erlebnisse (wie gewohnt - für Kulturbanausen geeignet :-))

Marina Bay
Die zum Teil futuristisch anmutende Marina Bay ist unser erstes Ziel, welches wir ansteuern, um Singapur zu erkunden und wir staunen nicht schlecht, als wir an der U-Bahn-Haltestelle Bayfront ans Tageslicht gelangen und mit in den Himmel gerechten Köpfen und Augen das erste Mal auf die in den Himmel ragenden Hochäuser blicken: Im Finanzdistrikt, der die Marina Bay im Südwesten flankiert,  haben sich die Banken und Versicherungen dieser Welt niedergelassen. Drehen wir uns um, blicken wir hinauf zum 2010 eröffneten Marina Bay Sands, einem der renommiertesten Hotels der Erde: Auf drei 55-stöckige Türmen wird ein 340 Meter langer Dachgarten in Form eines Schiffes getragen. Es bleibt alleine des Gästen der rund 2500 Zimmer vergönnt, im 150-Meter langen Infinity-Pool auf dem Deck zu schwimmen. WIr bleiben diesmal trocken und begnügen und mit einem Staunen über den Überfluss und den Luxus von unten. Ein Spaziergang durch die angrenzende Shopping-Mall lässt uns schnell deutlich werden, dass hier vermutlich nur die Reichen und fleißigen Geschäftemacher einkaufen und den (Konsum)Sünden des Lebens fröhnen: Alle erdenklichen Edelmarken von Gucci über Versace sind präsent; die Mall klimatisiert und lichtdurchflutet - jedoch eher leer.  In der Mall werden wir nach ein bisschen Suchen aber zumindest in Sachen Abendessen fündig: Ein kleiner Supermarkt in der Nähe des Foodcourts bietet kurz vor Feierabend sein Sushi des Tages preisreduziert an.  Manu freut sich, Anja ist skeptisch. Wir packen noch zwei Dosen kambodschanisches Anchor-Bier dazu und setzen uns mit Blick auf die Skyline auf die Holzplanken am Wasser. Das Sushi ist für Supermarkt-Sushi wirklich in Ordnung und in Manu keimt ein Fünkchen Hoffnung auf, dass er mit Anja doch mal richtig Sushi essen gehen wird. Wir stoßen auf Singapur und unsere letzten Tage auf asiatischem Boden an.

Gardens by the Bay
In dem riesigen Park könnten Garten- und Pflanzenliebhaber wohl Stunden verbringen - was wäre Singapur ohne Superlative? In den Gewächshäusern und Themengärten wachsen mehr als 250.000 Pflanzen. Wir besuchen die Gärten, um eine Pause von der Betonwüste zu machen und werden mit einer Lichtershow (findet jeden Tag um 19:45 und 20:45 Uhr statt) überrascht: Auf einem kleinen Hügel sitzend, staunen ein bisschen wie kleine, faszinierte Kinder, als die Lichtershow mit Musik und Thetralik beginnt die 25-50 Meter hohen künstlichen Riesenbäume inszeniert. Unbedingt besuchen, wenn ihr in Singapur seid!
Das weitläufige Parkgelände ist kostenlos zugänglich und schont so die Reisekasse.

Spaziergang durch das alte Kolonial-Viertel
Auch wenn es in Singapur ganzjährig heiß ist, erlebt man die Stadt mit ihren Dimensionen und Vielfältigkeiten zu Fuß oder Rad. Räder hatten wir diesmal nicht, da es wieder nur die gelben Leih-Räder ("Ofo") gab, die ausländische Kreditkarten nicht akzeptieren. Die Metro spuckt uns für unseren Spaziergang an der St. Andrews Cathedral raus, der größten Kathedrale der Stadt, welche 1860 gebaut wurde und in der Form auch in England stehen könnte. Wir setzen uns in die Reihen und lauschen den ersten Minuten des Mittagsgottesdienstes. Leider gibt es keine motivierende Predigt oder einen lauten Chor - vielmehr liest eine Dame Psalme vor, die über die zahlreichen angebrachten Monitore auch den Rest der Anwesenden zum

                                                                                                                                    Mitlesen präsentiert werden. Mhm, okay.

Wir verlassen die Kirche gen Osten und bleiben weiterhin in England - auf dem "Padang", einer riesigen Wiesenfläche wird schon seit 1837 Cricket gespielt. Heute  scheint ein Turnier zu sein, alle Altersklassen von jungen Mädchen bis zu alten Herren mit Hut und weißen Hosen sind vertreten und werfen sich den Ball zu. Ein starker Kontrast zu den Hochhäusern im Hintergrund.

Ein paar hundert Meter weiter befinden wir uns wieder am Marina Bay, genauer gesagt am ursprünglichen Wahrzeichen  von Singapor (bis das Hotel gebaut wurde) - der Merlion, halb Fisch (mermaid =), halb Löwe (lion).  Er symbolisiert die Geschichte Singapurs, denn nach einer Legende traf ein junger hinduistischer Prinz im 14. Jahrhundert, nachdem er eine buddhistische Prinzessin geheiratet hat, zwischen die Fronten der beiden Reiche. Er floh in den Dschungel und begegnete dort einem Löwen (vermutlich war es eher ein Tiger, aber egal). Den Ort taufte er "Löwenstadt", auf sanskrit "Singha" (Löwe) + "Pura" (Stadt) = Singapur. Das Gewusel aus Selfie-Sticks, FotoPosen und einfach nur vielen Leuten lässt uns trotz herzerwärmernder Geschichte jedoch rasch flüchten.

Im Kolonial-Viertel sagen wir noch kurz Herrn Stamford Raffles als Statue "Hello", er hat 1819 die Stadt quasi neu geplant : Die Straßen sollten rechtwinklig sein und, die Häuser mit Ziegeln und Steinen, es wurden Viertel für die Chinesen, Inder und Araber entwickelt - die Struktur ist bis heute erhalten geblieben.  An den  gegenüberliegenden Quay-Häusern wurde damals reger Handel getrieben - heute erscheinen sie wie niedrige Relikte einer längst vergangenen Zeit, wurden zu Restaurants umgebaut und wirken im starken Kontrast zu den Hochhäusern im Hintergrund

Singapur Zoo
Was lesen wir nicht alles im Vorfeld über diesen  Zoo : "Bester Zoo der Welt", "Tolle Präsentation", "Super Shows"...Manu ist gespannt, hat er doch die faszinierenden Welten des Hannovaner Zoos als Maßstab vor Auge. Dieser liegt schön mittig in der Stadt - der Zoo in Singapur irgendwie auch, nur dass Singapur zehnmal größer als Hannover ist - die Anfahrt mit der Metro und dem Bus gestaltet sich als zeitaufwendig (1h) und etwas nervig. Da wir auch erst relativ spontan entschieden haben, den Zoo zu besuchen, konnten wir auch keine vergünstigten Tickets im Vorfeld für 28 Singapur-Dollar via Hostel/Agentur besorgen lassen, sondern stehen brav am Ticketschalter in der kurzen Schlange und berappen 33 SGD/Person für den Zoo. Da sind wir mal gespannt, ob die Erwartungen sich erfüllen. Es ist 10:15 Uhr. Wir beeilen uns und starten gleich mit einem der Highlights des Zoos - den von Baum zu Baum schwingenden Orang Utans. Bei der stattfindenden Fütterung wundern wir uns etwas - es ist eher ein "Foto-mit-Affen-Fototermin". Wir sind irritiert, entscheiden uns aber dennoch für ein "Orang-Selfie" mit der eigenen Kamera und merken, dass wir hinsichtlich "Inszenierung" immer noch in Südostasien verweilen.

Auch der nächste Programmpunkt, die "Elefanten-Show" verwundert uns etwas - eine Moderatorin führt vor den Tribünen in sehr lauter Lautstärke animierend durch die 15minütige Show. Die Elefanten führen ein paar Kunststücke vor, es wirkt zwar nicht wie im Zirkus, aber so ganz  wohl fühlen wir uns dennoch nicht. Wie ruhig und entspannt hier doch das Elefanten-Baden in Nepal am Fluss von statten ging, denken wir.

Wir entscheiden uns, den Tag im Singapurer Zoo nun weitesgehend ohne Shows und Animation zu gestalten und es zeigt sich, dass dies eine sehr gute Entscheidung ist. Wir kommen Tieren nah, die wir beide noch nie in unserem Leben gesehen haben - vom Komodo-Waran, über eine lange Python bis hin zur alten, weisen großen Landschildkröte. Pumas, Nasenaffen, Tapire - besonders die Tiere aus Asien haben es uns angetan, haben wir doch selbst auf unserer Reise leider nur recht wenig von der reichhaltigen Tierwelt mitbekommen (Unsere Nashorn- und Panda-Erlebnisse mal ausgenommen - Habt Ihr übrigens gesehen, dass unser kleiner Panda oben im Bild auch ganz mutig war? :)

Neben ein paar afrikanischen Tieren (Zebras, Giraffen, Nilpferde), die für uns deplatziert wirken, lebt auch der Eisbär Inuka in seinem Gelände. Er ist im Zoo geboren worden, kennt keine natürliche Umgebung und ist seit seiner Geburt ein Star in Singapur (wir erinnern uns an den Knut-Hype in Berlin vor ein paar Jahren). Während der kurzen Show hat er keine Lust auf "durchs-Wasserbecken-schwimmen", er ist alt, hat Atritis in den Knochen und macht nicht mehr jeden Spaß mit. Unser erstes Gefühl ist starkes Mitleid, allerdings rettet er mit seiner Anwesenheit vermutlich vielen seiner Artgenossen das Leben in der Arktis, indem er täglich hunderten von Asiaten aufzeigt, dass es ihn und seine Spezies gibt und sie verdammt nochmal geschützt werden müssen vor dem Klimawandel und der Vermüllung der Meere. Wir hoffen, dass die Appelle der Moderatorin von den Zuschauern diesbezüglich wahrgenommen wurden und auch wenn nur jeder Dritte sich "climate-change" zu Herzen nimmt an diesem Nachmittag, ist dies ein Erfolg. Manu äußert den Wunsch, Eisbären in freier Wildbahn, auf Spitzbergen oder in Kanada mal auf einer der nächsten Reise zu beobachten. Kommt auf die "To-Do-Liste" und ist abgemacht :)

Als wir gegen 18:00 Uhr den Zoo verlassen, sind wir platt und voller Eindrücke, aber auch etwas erschlagen von der Vielfalt auf dann doch so vergleichbar kleiner Fläche. Man kommt den Tieren so nah wie selten, was aber auch bedeutet, dass sie wenig Rückzugsraum vor dem Publikum haben. Insgesamt würden wir den Singapurer Zoo empfehlen, allein schon aufgrund der vielen unterschiedlichen Tiere. Naturschutz-Gedanken sind leider oft erst auf den zweiten Blick zu erkennen, die Show steht klar im Vordergrund.

Lest hier weiter, wie man in einem Tag von Indien über China nach Tschechien reisen kann und wie man es in Singapur auch mit kleinem Budget gut aushalten kann (Den Tipp fürs Picknick an der Marina-Bay mit Blick auf die Skyline gibt es bereits oben). 

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