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Singapur - Kulinarisch durch Indien, China und nach Tschechien

Wenn wir schreiben, dass im Schmelztiegel Singapur jede erdenkliche Guamenfreude zu finden ist, kommt das der Wahrheit wahrscheinlich ziemlich nah. Gaumenfreuden für große und kleine Geldbeutel. Feine Lokale, Szenecafés, Foodcourts. Wir verbringen in Singapur unsere letzten Tage in Asien und erfreuen uns an der Vielfalt der in Foodcentern untergebrachten Garküchen, in denen wir uns durch die chinesische und indische Küche schlemmen. Sorgen um die Hygiene müssen wir uns nicht mehr machen - jede der Büdchen ist von offizieller Stelle mit einem Gütesiegel ausgezeichnet: A steht für ausgezeichnete Sauberkeit und hygienische Verhältnisse, B für einen hohen Hygienestandard. Die Garküchen-Kultur wird in Singapur nicht mehr auf den Straßen, sondern in Foodcentern gelebt. Stets gut besucht sind diese in kleinen (in Wohngebieten) oder großen Format (in Chinatown oder Little India) Treffpunkt, Kantine und Marktplatz zugleich.

Kommt mit auf einen Abstecher nach Little India und Chinatown!

Indische Lokale gibt es nicht nur im Stadtteil Little India - hier sind sie aber in Hülle und Fülle zu finden. Im Foodcourt neben der U-Bahnstation haben wir eine ausgiebige Mittagspause verbracht und unsere Bäuche mit indischen Köstlichkeiten so lange befüllt, bis sie ganz rund und wir ganz müde waren. Ein Thali entführte uns in die Küche Sri Lankas, herzhaftes Auberginen-Paprika-Zuchini-Kartoffel-Gemüse und Dhal (Linsen) zu einem der hochgelobten Biryani-Köche (alle Biriyanis leider mit Fleisch gekocht - wir wichen auf die Veggie-Variante aus) und wir probierten eine neue Art von Pfannkuchen. Immer wieder sind wir überrascht,, dass die indische Küche stets Neues offenbart. So groß wie das Land ist auch die Vielfalt der Gerichte. Zum Abschluss an das üppige Mahl trinken wir einen süßen Chai - ganz so, wie wir es in Indien so oft gemacht haben. Während des Essens erfreuen wir uns an der multi-kulti-Stimmung im Foodcenter: Ungeachtet der Herkunft, Religion und Status, trifft man sich hier. Männer in Anzügen, Frauen mit Kopftüchern, "Ausländer" (sind nicht alle Menschen in Singapur irgendwie ein bisschen "ausländisch"!?), Einheimische (die wissen, wo es die besten Gerichte gibt - ein westlich-chinesisch anmutender alter Mann empfiehlt uns den Biriyani-Koch), Großfamilien, Paare, Freundinnen. Es wird geteilt, geschnattert, geschlemmt und sozialisiert. Kaum einer der Tische ist leer. Wir erfreuen uns an dem bunten Treiben und schicken den Wunsch gen Himmel, dass es auch in Deutschland solch ein vielfältiges und günstiges Angebot an asiatischen (neben den indischen Büdchen schließen sich die chinesischen Garküchen an) Speisen gibt. Werden wir an unserem letzten Tag auf asiatischem Boden etwa ein bisschen wehmütig? Ein ganz klares Ja!

Im Foodcenter Maxwell in Chinatown schlemmen wir uns durch die chinesische Küche: Eine Art Crepes, gefüllt mit Gemüse, Sprossen, Ei und SEHR scharfer Soße, die wohl besten gedünsteten Knödel, die wir auf unserer Reise gegessen haben; ein vegetarischer Hefekloß (von diesem sind wir enttäuscht, aber die Sojasoße ist lecker). Für alle drei Gerichte bezahlen wir umgerechnet nur etwa fünf Euro. Das Viertel Chinatown, durch welches wir von gleichnamiger U-Bahnstation zum Foodcenter spazieren, empfinden wir "typisch chinesisch". Leider auf negative Art und Weise. Jede Menge Läden mit irgendwelchem Billig-Kram haben sich in den kleinen hübschen historischen Häusern eingemietet und lenken von der restaurierten, historischen Bausubstanz ab. Es blinkt und funkelt. In den Restaurants ist es Besuchern zwar möglich durch die unterschiedlichen chinesischen Landesküchen zu reisen (um Sichuan-HotPot machen wir einen großen Bogen, auch wenn die Dame am Empfang herzlich lächelt), doch hat man hier viel für Touristen hergerichtet. Vegetarische Kost ist schwer auszumachen und das Preisgefüge ist auf Touri-Niveau. Unsere Empfehlung: Ein Spaziergang durch Chinatown gehört wohl irgendwie zu einem Aufenthalt in Singapur dazu, wählt aber bewusst aus, wofür es sich lohnt, Geld auszugeben. Nicht alles, was authentisch scheint, ist es auch. Wir haben gelernt, dass die Chinesen Künstler der Inszenierung sind.

Neben all den das Budget schonenden kulinarischen Genüssen, haben wir mit der Craftbierbar Level 33, noch eine ganz besondere Lokalität ausfindig gemacht: Wir lieben geografische Superlative und Blicke von oben - in der höchstgelegenen Craftbierbar der Welt in 156 m Höhe genießen wir frisch gezapft und im kleinen Stil gebraut zwei Bierchen mit Aussicht: Anja erfreut sich am Böhmischen Pils, Manu lässt ein Lager- und ein Weizenbier durch die Kehle rinnen ...  bei einer sagenhaften und quasi unbeschreiblichen Aussicht auf die Marina Bay, den Finanzdistrikt, das Marina Sands Bay Hotel, die dahinter liegenden Gärten und den mit Schiffen gespickten Ozean. Singapur scheint uns zu Füßen zu liegen.

Wo? Marina Bay Financial Centre / Tower 1. Der Weg zum Level 33 ist ausgewiesen. Ein Fahrstuhl bringt euch in den 33. Stock.
Wann? Kommt rechtzeitig und bringt Zeit mit, um auch die Stimmung bei Sonnenuntergang und das Lichtermeer zu erleben. Je später der Abend, umso voller (und schicker) scheint es zu werden (zumindest am Freitag, wo wir auf dem 33. Level waren)
"Dresscode"? Je ordentlicher, umso besser. Wir fühlen uns mit unseren Trekkingsandalen, kurzen Hosen und Shirts zwischen den Geschäftsmännern und hübsch zurecht gemachten Städtetouristen ein wenig underdressed, aber unsere Kleisungsportfolio gibt nicht viel mehr her. Manu trägt wenigstens ein Hemd. ;-)
Erschwinglich? Ist das Bier. Bis 20:00 Uhr kostet ein handwerklich gebrautes und frisch gezapftes Bier im 0,3 Liter-Glas etwa 6,50 Euro. Der Blick und die Aussicht sind unbezahlbar!

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