· 

Reiseorganisation Indien - wir sind gut vorbereitet

Nachdem wir uns im Oktober entschieden hatten, dass nach den aufregenden Tagen im Himalaya Indien unser nächstes Ziel sein wird, war uns auch klar, dass wir dies in unserem eigenen Sinne strukturiert vorbereiten sollten. Die Erfahrung der ersten Tage in China zeigte uns, dass diese Länder zu groß sind, um sie "spontan mal eben zu bereisen". Erste Recherchen bestätigten die Vermutung: Insbesondere Zugtickets sind stets frühzeitig zu buchen. Dafür ist es notwendig zu wissen, wohin auf diesem Subkontinent man reisen möchte - es gibt nicht "das eine" Indien, aber ähnlich wie in China gibt es Regionen und Landschaftsformen, die viele Reisenden anlocken. Da Manu damals mit der Uni bereits das quirlige Mumbai, die Teeplantagen im Süden, Kerala mit seinen Mangrovenwäldern sowie den Sikh-Tempel in Amritsar gesehen hat, bewegen sich unsere gedanklichen Kreise auf der Landkarte in andere Regionen. Unsere nun gewählte Route ist sicherlich nicht die außergewöhnlichste, aber bietet doch einen tollen Querschnitt durchs Land:

Vom mystischen Wüstenstaat Rajasthan, hinunter zu den Stränden Goas und zum Schluss mit Hampi, Varanasi und Agra noch drei der spektakulärsten Kultur-Stätten. Ein teils straffes Programm für 5 Wochen - insgesamt reisen wir stolze 5800 Kilometer durch Indien.  Wie kommen wir nun von A nach B?

Indien besitzt das fünftlängste Eisenbahnnetz der Welt. Während der britischen Kontrolle wurde dies auf 70.000 km ausgebaut (Vergleich Deutschland: 43.000 km). Aufgrund seiner 1,34 Mrd. Einwohner ist es jedoch nicht empfehlenswert, sich die Tickets am Schalter zu besorgen. Es werden dort zwar einige Restplätze für Touristen zurückgehalten und verkauft, aber das Risiko war uns viel zu hoch, irgendwo hängen zu bleiben. Und auch wenn wir in Russland mit der niedrigsten Klasse gefahren sind (Link), so wollten wir dies in Indien vermeiden.  Die Klassen unterteilen sich vielfältig, von einfachen, unklimatisierten Sitzpritschen, zu klimatisierten Sitzreihen über unklimatisierte Schlafwagen bis hin zu klimatisierten Schlafwagen mit Bettwäsche. Darüber gäbe es noch eine Luxusklasse und selbstverständlich diverse Prachtzüge, die durch das Land rollen. Ein leichtes Chaos und scheinbar unzählige Optionen.

Bahn fahren in der Klasse 2AC (mit Klimaanlage)

Reisen in der Sleeper-Class (ohne Klimaanlage)

Für Ausländer gibt es seit 2017 die Möglichkeit, Zugtickets per App zu buchen und zu bezahlen. Das Anmeldeverfahren ist etwas tricky (eine sehr gute Anleitung gibts unter www.seat61.com), aber wenn es einmal funktioniert, dann ist es recht selbst erklärbar. Das eigene indische Benutzerkonto wird mit einer Buchungs-App (wir nutzten Cleartrip) verbunden und los gehts. In der Theorie. In der Praxis muss man erstmal mühsam die Namen der passenden Bahnhöfe herausfinden, denn selbstverständlich gibt es in den großen Städten mehrere und manch kleinere Orte unserer Route haben keinen Bahnhof, sondern liegen an einem Knotenpunkt. Irgendwann hat man dies herausgefuxt. Nun gilt es nur noch die verfügbare Klassse zu wählen und los gehts. In der Theorie. In der Praxis bucht man leider keine konkreten Sitz- oder Liegeplätze, sondern gibt lediglich einen Präferenzwunsch ab, also ähnlich wie in Deutschland. Das führte dazu, dass wir manche Liegeplätze nicht nebeneinander bekommen. Am Ende kann man sich somit alle benötigten Zugtickets bereits im Vorfeld zusammenbuchen. In der Theorie. In der Praxis ist die Buchung auf 6 Fahrten/Monat limitiert. Warum dies so ist, verstehen wir nicht und so konnten wir den letzten Zug zurück nach Delhi, unseren 7. ,  leider noch nicht buchen, aber das ist dann so. 

Auch wenn sich dies hier nun stressig und kompliziert anhört und uns manche Nerven kostete im Vorfeld - diese Vorbereitung hat sich während der Reise 1000x bezahlt gemacht und wir würden es jedem empfehlen. Die Tatsache, dass wir stets wissen, wie es weiter geht und wir während der 5 Wochen keinerlei Gedanken mehr daran verschwenden müssen, entspannt in einem so trubeligen Land wie in Indien ungemein.

Wenn Ihr euch die Karte von Indien mit seinen Dimensionen aufruft, werdet ihr vielleicht vermuten, dass wir tagelang in Zügen sitzen. Auch wenn wir Zugfahren und Schlafwagenfahrten wirklich zu schätzen wissen, so haben wir wir uns zweimal für einen günstigen Inlandsflug entschieden. Die Konkurrenz der Airlines untereinander ist hoch und die Flüge erschwinglich und zeitsparend. Die Zugfahrt von Rajasthan nach Goa hätte mit ca. 35h zu Buche geschlagen, während wir innerhalb von 4h (mit Zwischenstop) mit dem Flieger vor Ort waren.

Vor uns liegen nun: 2800 Kilometer in indischen Zügen und zwei Inlandflüge (Jodhpur - Goa / Hyderabad - Varanasi).

Nachdem wir nun unseren kompletten Transport vorgebucht hatten, konnten wir uns auch Schritt für Schritt an die Unterkünfte machen. Wir nutzen hier ausschließlich booking.com, weil es funktioniert und die meisten Unterkünfte hat. Indien ist nicht mehr Nepal, wo alle Unterkünfte spottgünstig sind und insbesondere um die Weihnachtszeit wurde unser Budget schon arg strapaziert (dankenswerterweise mit Unterstützung aus der elterlichen Heimat wieder etwas abgepuffert). Auch wenn es manch Stunde gedauert hat, so ist alleine die Tatsache Gold wert, dass man am Bahnhof ankommmend mit den Rikscha-Fahrern nur noch über das "wie teuer" und nicht mehr über das  "wohin" diskutieren muss. Am Ende sind unsere Ansprüche an ein Zimmer nicht sehr hoch - im besten Fall hell, ruhig, nicht schimmelig und mit einem Platz draußen (Dachterrasse, Strand, Balkon) zum Verweilen.

Wir haben Reisende kennengelernt, die mit klapprigen Überlandbussen spontan flexibel durchs Land reisten. Ja, dies ist auch ein Weg und vermutlich nochmal deutlich günstiger und freier. Aber es ist nicht unser Weg des Reisens, das merken wir täglich. Besonders wenn man nur vergleichweise wenig Zeit hat (und wir zählen 5 Wochen als "wenig Zeit" für ein Land wie Indien), nicht im überfüllten Bus stundenlang durch die Nacht schuckeln möchte oder keine Lust auf sehr dreckige, düstere Unterkünfte hat, dann empfiehlt es sich, die heutigen technischen Möglichkeiten zu nutzen und die Organisation im Vorfeld zu "erledigen". 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0