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Strandidylle im Süden Goas - Wer hat die Kokosnuss geklaut?

Goa - wir hatten Bilder im Kopf von vollen Stränden, ravenden jungen Wilden und langhaarigen, bärtigen Althippies. Palmengesäumte Strände. Touritrubel. Indische Großfamilien. Strandverkäufer. Fliegende Händler. Frische Kokosnüsse. Tropisches Flair.


Zum Teil haben sich unsere Erwartungen erfüllt - einen Großteil der Skepsis und der Zweifel haben wir aber tatsächlich umsonst in unseren Herzen getragen, denn die südlich vom Vasco-de-Gama-Flughafen gelegenen Strände sind zum Teil wirklich traumhaft und verwöhnen tagtäglich aufs Neue mit traumhaften Sonnenuntergängen.

Von A nach B - von Strand zu Strand

Während der zehn Tage, die wir an der Küste verbracht haben, ist uns der kleine Roller zu einem treuen Begleiter geworden. Flexibel und unabhängig konnten wir mit ihm (wann immer wir wollten) losrollern. Kein lästiges "auf andere (=Rikscha- oder Taxifahrer) angewiesen sein" - für uns ein Stück Freiheit. Einen Roller empfehlen wir jedem, der sich traut, mit einem motorisierten Zweirad über die kleinen Straßen und den zum Teil doch sehr rücksichtslosen Verkehr zu schlängeln. Der Luxus, nicht auf "andere" angewiesen zu sein, ist unbezahlbar. Für die zehntägige Rollermiete im Busparkplatz in Colva (21.-30.12.) haben wir 5000 Rupees/ca. 65 Euro gezahlt - zur Hauptsaison ein guter Preis, da er zudem brandneu war, Versicherungsunterlagen für die Polizei dabei lagen und es ordentliche Helme dazu gab. In der Nebensaison und "am Straßenrand" zahlt man die Hälfte, aber je länger man fährt, desto wichtiger ist, dass alles funktioniert. Der kleine schwarze Flitzer hat uns immerhin fast ca. 250 Kilometer Küstenstraße und Hinterland gezeigt.

 

Es ist durchaus auch möglich, mit Bus und Zug die Südküste Goas zu erkunden. Das erfordert unter Umständen ein wenig mehr Geduld und Zeit. Rikschas und Taxen gibt es selbstverständlich auch, aber es ist unverhältnismäßig teuer.

Unser erster Stopp war der Talpona Beach. Von hier haben wir uns stetig zurück in den Norden gehangelt - quasi von Strand zu Strand. Der geografischen Ordnung und Richtigkeit zu Liebe sind die folgenden Eindrücke von Nord nach Süd beschrieben. ;-)

Panaji

Die anheimelnde Hauptstadt des Bundesstaates Goa hat nach einem langen Reisetag mnit Nachtzug und Inlandsflug uns willkommen geheißen - zwei Nächte und 1 1/2 Tage haben wir das europäisch anmutende Flair und den portugiesischen Charme genossen, bevor es an die Strände ging. Zeit, um nicht nur körperlich, sondern auch geistig im Süden Indiens anzukommen. Mehr zu Panaji hier.

Colva-Beach und Benaulim Beach

Colva - 1 Übernachtung in einer kleinen Ferienwohnung - gebucht über boooking.com, Benaulim - 2 Übernachtungen in einer Ferienwohnung - vor Ort gefunden)

 

Die scheinbar endlos langen Sandstrände von Colva und Benaulim gehen ineinander über und sind fest in russischer Hand. Wir beobachten die uns im Sommer letzten Jahres an Herz gewachsenen, oftmals ein bisschen grobschlächtigen Urlauber, wie sie es sich Abends  (mit von der Sonne geröteten Köpfen und schick in weiß gekleidet) in den Strandlokalen mit Rum und üppigen Fleisch-/Grillplatten gut gehen lassen: Die Fishermens Bar heißt auf Russisch schlicht und einfach Cafe Pushkin; Speisekarten sind in kyrillischen Lettern (an erster Stelle) danach in Englisch. Aus den Lautsprechern klingt die passende Musik. Mit einem Schmunzeln im Gesicht gesellen wir uns unter die Urlauber.

Ein Stück landeinwärts haben wir nach einer gehörigen Enttäuschung über ein über booking.com vorgebuchtes Bungalow (wir erwarten ja nicht zu viel, aber fensterlos, verschimmelt, verdreckt und im Außenbereich von Vogelkot übersät darf es für rund 30 Euro pro Nacht nicht sein) ein Appartement mit schattigem Balkon mit Palmenblick gefunden. Hier verbringen wir viele Stunden, denn die Sonne brennt und wir genießen die Ruhe und das Gefühl, mal wieder in eine Wohnung zurückzukehren, wenn wir von "draußen" kommen.


An dem langen Sandstrand verbringen wir vorerst unsere letzten Sonnenuntergänge am Strand und beobachten die quirlige Athmosphäre: Da sitzen die Fischer in ihren Booten und werkeln an den Netzen, die Rettungsschwimmer halten von ihrem wackeligen Turm Ausschau nach den Badelustigen, Kühe gehen gemächlich am Strand endlang und ein Bauer treibt einen seiner Wasserbüffel in die Gischt. Indien bleibt eben doch Indien. Auch wenn wir uns kurz in einer russischen Enklave gewähnt hatten.

Unverbaute Landspitze südlich von Cavelossim bzw. westlich von Betul

Wer es ruhig, unverbaut und menschenleer mag und mobil ist, sollte einen Abstecher an diese sandige Landspitze an der Mündung des Sal nicht versäumen. Über eine kleine Straße gelangt man an die östliche Seite der Landspitze; von dort sind es ein paar Minuten zum weißen, feinsandigen Strand. Wir sind erstaunt - selbst hier wartet ein Rettungsschwimmer auf Badelustige. Wir sind jedoch die einzigen, die sich im Wasser tummeln.

Cabo de Rama

Auf einer dicht mit Palmen bewachsenen Landspitze thront eine alte Festungsanlage mit kleiner Kirche und herrlichen Aussichtspunkten. Wenn es nicht zu heiß ist, empfehlen wir einen Ausflug hierhin zu unternehmen. Auf dem Weg zum alten Fort (Reste der Mauern und Wachtürme sind erhalten geblieben) liegt rechter Hand ein idyllischer Strand, an den man nördlich eines Luxus- Resorts absteigen kann. Wir haben den Blick hinunter vom gerade neu eröffneten "Red Crab Restaurant" genossen. Der Besitzer ist zu recht stolz auf sein Lokal: Die Lage ist wirklich einmalig.

Cola Beach

Ein idyllisches Kleinod mit Süßwasserlagune und schicken Hütten.  Die Unterkünfte hier scheinen exklusiver zu sein, der Vorteil ist natürlich, dass keine Shops und Verkäufer vor Ort sind. Wir sind begeistert vom kleinen, mit schwarzen Felsen gesäumten Sandstrand und spazieren im warmen Licht der untergehenden Sonne am Strand entlang.

Agonda Beach

3 Übernachtungen in einer Hütte am Strand, gebucht über booking.com

 

Ein langer und breiter Sandstrand, an dem jeder seinen Platz findet, auch wenn hier viele Unterkünfte und dementsprechend auch Menschen sind. Im Süden gehen die Fischer ihrem Tagwerk nach und kleine Ausflugsboote legen vom Strand ab und an. Am sanft geschwungenen Strand sind schon früh morgens Sportler und Spaziergänger unterwegs. Wo tagsüber Strandliegen und Sonnenschirme stehen, werden bei Sonnenuntergang Tische und Stühle platziert, damit möglichst nah an der Brandung gespeist werden kann. In Mulden im Sand werden kleine Lagerfeuer entfacht und immer gibt es irgendwo Live-Musik. Die Auswahl an Restaurants ist riesig: Von einfach indischer Kost über Rohkost-vegan bis zu frischem Seafood findet in Agonda wohl jeder etwas nach seinem Geschmack. Und trotz all der Annehmlichkeiten für Touristen gibt es noch immer genügend Platz für die lokalen Kids, die mit ihrem Fußbällen über in den Sand gezeichnete Fußballfelder flitzen. Großes Kino und viel Lebensfreude für all die Zuschauer. Agonda ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge in Richtung Norden und Süden.

Palolem Beach

In den 60er und 70er-Jahren das Hippieparadies schlechthin. Heute noch immer eine Bilderbuch-Sandstrand-Bucht mit Palmen, die aber sehr dicht mit Bungalow-Anlagen, Hostels, Restaurants, etc. bebaut ist. Wir haben nur einen kurzen Stopp am Strand gemacht, ein Eis gegessen und die Szenerie kurz beobachtet und sind dann wieder "geflüchtet". Palolem mag ein guter Ort für Einzelreisende sein, die andere Leute kennen  lernen wollen oder für Gruppen, die "Unterhaltung" brauchen. Uns war es zu wimmelig.

Rajbag Beach

Anfang der 2000er wurde hier ein Luxusresort mit Golfplatz gebaut. Wir haben uns bei der Abreise an den Rajbag-Strand "verirrt" und von der kleinen Landspitze nördlich von Talpona einen Blick auf den Sandstrand werfen können. Fischer bieten einen Shuttle über den zwischen Rajbag und Talpona mündenden, idyllischen Fluss an. Ein gutes Stück landeinwärts befindet sich eine Brücke.

Talpona Beach

4 Übernachtungen in einer Hütte am Strand, gebucht über booking.com

 

Unser Strand! Talpona war unsere erste Station im Süden und wir haben uns in diesen Strand auf Anhieb verliebt. Mit wenigen kleinen Bungalow-Siedlungen und drei Strandbars steckt der Sandstrand von Talpona (noch) in den Kinderschuhen der touristischen Nutzung. Wir können unser Glück kaum glauben, dass wir genau an diesem Strand eine Hütte gemietet haben.

Südlich (über die Felsnase zu Fuße oder mit dem Roller über die Straße zu erreichen) schließt sich ein ebenso idyllischer und unverbauter Strandabschnitt an. Ein Strandspaziergang oder Abstecher lohnen sich. Ein wenig zurück versetzt befinden sich einige Strandlokale. Vom Ort kommend können wir das letzte (bayrisch anmutende Deko in blau-weiß inkl. riesiger aufblasbarer Gummibretzel - davon nicht abschrecken lassen) empfehlen. Hier haben wir zweimal köstlich gespeist und auf Empfehlung des sehr zubvorkommenden und serviceorientierten Kellners (eine Rarität in Indien) Shouka - ein aus Kokos und Gemüse gebratenem Gericht probiert. Köstlich!


Am Talpona-Strand selbst gibt es keine Lädchen, Buden und Strandverkäufer; die kleine Stadt Canacona ist aber nur etwa 8 Kilometer entfernt. Hier werden in der Markthalle frisches Obst, Gemüse und Fisch verkauft und in kleinen, gut ausgestatteten Supermärkte und Bäckereien gibt es alles, was das Herz begehrt. Canacona verfügt auch über ein paar Geldautomaten, die ausländischen Kreditkarten auf Anhieb Geld ausspucken. Klingt banal, ist aber essentiell und wir sind nach dem nepalesischen Bankautomat-Hopping und der in Peking vom Automaten geschluckten Kreditkarte jedes Mal froh, wenn wir Bargeld und auch unsere Karte zurückbekommen.


Laut mehreren Reiseführern scheint es nördlich von Panaji noch viele weitere Strände zu geben, die jedoch eher dem typischen "Goa-Klischee" entsprechen. Aus diesem Grunde haben wir uns entschieden, diese kleinen Beschreibungen hier zu geben, da es ansonsten nur wenige Informationen darüber zu finden gibt und es sich wirklich lohnt, den ruhigeren Süden zu erkunden.


P.S. : Die Kokosnüsse werden natürlich von Köchen und Barbesitzern "geklaut" und kreativ verarbeitet. Beim Relaxen am Strand sollte man jedoch aufpassen - es werden anscheinend mehr Menschen von herunterfallenden Kokosnüssen verletzt als von Haiangriffen. "Vorsicht Kokosnuss"-Schilder haben wir aber nirgends gesehen, also keine Sorge ...

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