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Angekommen auf der arabischen Halbinsel in Muscat - unser Tor zum Oman

Wenn erst einmal ein Gedanke gesät ist ...


Wir haben lange gegrübelt, getüftelt und recherchiert. Nach unseren vielen Wochen der oft gefühlten "Abhängigkeit" von Rikschafahrern, Bussen, Unterkünften und Restaurants, wollten wir endlich mal wieder etwas freier unterwegs sein. Motorradfahren in Laos, Camper mieten in Australien, Fahrradfahren in Neuseeland - viele Varianten wurden in Abhängigkeit von Reisewetter, Flugverbindungen und Budget geprüft. Da schwirrte ein Land stets offen von Westen herblickend zu uns, was wir bis dato noch nicht auf dem Schirm hatten - der Oman. Anja hatte mal ein Vorstellungsgespräch bei einem Reiseveranstalter für Touren im Oman, dies aber abgelehnt, weil die Konditionen kurios waren. Und flächenmäßig kleiner als der Iran, von dem wir schon so viel schönes von Reisenden gehört haben, ist der Oman auch. Manu sperrte sich anfangs etwas gedanklich - so ganz "geschickt" fühlte es sich nicht an, aus Asien wegzufliegen, um 3 1/2 Wochen später wieder herzukommen. Aber Gelegenheiten sollte man beim Schopfe packen und auch wenn Reise-Verbindungstage stets anstrengend werden, so gehen auch sie vorbei.

Die oben genannten Alternativen schieden nach und nach aus diversen Gründen aus, so dass wir uns ganz auf den Oman konzentrierten und recherchierten. Es gibt nicht viele Artikel im Web zum Thema "Low Budget Oman", aber die, die wir fanden, überzeugten uns. Das sämtliche Hotelpreise im Land deutlich über unserem Budget liegen und es keine Hostels gibt, störte uns wenig. Die Variante "Auto+Zelt+Selbstversorgung" war ja exakt das, was wir uns wünschten.  Unser heimeliges Zelt haben wir noch aus der Mongolei als Sommervariante (ohne Vorzelt und Dach) im Gepäck, weiteres Campingequipment kam in Peking dazu - was uns noch fehlen würde, könnten wir im Oman besorgen.


Kommen wir zum schwierigsten Teil der Budgetplanung - das Auto. Die gängigen Portale und Anbieter spukten astronomische Summen für mikroskopische Autos aus. Manu war entschieden dagegen, mit einem Fiat Panda einen Roadtrip zu machen.  Es war wie verhext - also doch nochmal von vorne ? Das Glück war uns jedoch hold, bzw. eher die Findigkeit von Anjas Papa. Der Haken "Abholung in der Stadt" (anstelle am Flughafen)  und eine gewisse Datumsflexibilität, ließ plötzlich einen kleinen Allradler bei einem osmanischen Vermieter  ("Dollar") für die Hälfte des sonst üblichen Preises erscheinen. Die Bewertungen waren gelinde gesagt durchwachsen, aber was hatten wir zu verlieren ? Das neueste Protzauto brauchen wir ganz sicher nicht, Hauptsache das Ding fällt nicht in der Wüste auseinander.

Kommt nach diesen einführenden Worten nun mit in dieses spektakuläre Reiseland, welches für uns soviele Überraschungen hatte ...

Die ersten Tage in einem neuen Kulturkreis

 

Bereits die Flughafenarchitektur lässt erkennen - wir befinden uns im arabischen Raum. Das Visum (20 Rial / ca. 45 Euro) erhält man ohne Probleme vor Ort, wir können sogar mit Kreditkarte zahlen. Alle Grenzbeamten tragen die Dischdascha (weißes Leinenhemd) und eine Art Turban aus kariertem Stoff - sie sind sehr freundlich und heißen uns willkommen. Da wir mitten in der Nacht ankommen und wir die ersten Tage ohne Mietwagen auskommen müssen (Stichwort : Datumsflexibilität), buchten wir uns 3 Nächte in einem Hotel ein und gönnten uns den Luxus eines Abholdienstes. In Kathmandu hatte das ja herrlich geklappt - also gar nicht. In Delhi erst mit Nachtelefonieren. Und hier ? Steht tatsächlich jemand mit Anjas Namen auf einem Schild und wartet auf uns. Hach, wunderbar. Kurz noch zum Geldautomaten - 300 Rial abheben - klappt nicht. Stimmt, dieses mal müssen wir umdenken. Erstmals auf unserer Reise ist der Euro weniger wert als die Landeswährung. Also etwas weniger abheben, dann sprengt es auch nicht unser tägliches Kreditkartenlimit ;-). Die nächtliche Fahrt in einem modernen, großen Van über hell erleuchtete, geordnete Straßen kommt uns ganz unwirklich  vor nach all dem Chaos in Indien. Wo sind nur die Rikscha-Fahrer mit ihrem Gehupe geblieben ?

 

Wir werden morgens anderweitig geweckt - der Muezzin ruft von seiner Moschee herunter, so dass es das ganze Viertel hört - wie es sich gehört, zu Sonnenaufgang. Puh. Hell ists draußen. Kein Smog mehr, saubere Luft.  Ein strahlend blauer, wolkenloser Himmel liegt über den weißen Häusern. Wir erkunden die nähere Umgebung, noch etwas reisemüde und kränklich. Müssen uns erstmal einfinden. Nicht jeder Tag auf unserer Reise ist ein "Energie-Power-Super-Duper"-Tag und das ist auch absolut in Ordnung für uns.

Muscat - wie fangen wir mit dir an ? Du erstreckst dich über 45 km entlang des Golfs von Oman und es wird uns schnell klar - zu Fuß laufend sind wir eher Exoten. Alles ist sehr autofreundlich gestaltet. Wir starten dennoch unseren Rundgang in einem der ältesten Teile der Stadt, in Mutrah. Wir waren auf unserer Reise schon sehr häufig auf Märkten und deren Fischhallen. Nicht, weil wir Fisch kaufen möchten,  aber es ist meist ein wuseliges Treiben.  Fotos machen ist manchmal schwierig, aber hier erleben wir das erste Mal eine direkte Aufforderung dazu und lächelnde Gesichter. Niemand stört sich daran, entweder sind sie Touristen gewohnt oder schlicht freundlich. Anja bekommt nebenan in der Halle von einem Obstverkäufer eine Handvoll Datteln geschenkt.

Draußen, im hellen Sonnenlicht erstrahlt die neue Promenade. Ein paar Frauen in langen schwarzen Gewändern spazieren mit Handtaschen und Handy vorbei, ansonsten nehmen wir nur Männer jeglichen Alters auf den Straßen und Läden wahr.

Im angrenzenden Souq von Mutrah ist kurz  vor der Nachmittagspause wenig los und die Waren, die angeboten werden sind überteuerter TouristenKram. Er ist frisch renoviert worden - in Gedanken vergleichen wir ihn mit dem Treiben in Jodhpur  oder Peking und sind ehrlicherweise etwas enttäuscht. Wie aus 1001 Nacht sieht das hier wahrlich nicht mehr aus, trotz angebotener Alladins Wunderlampe aus Messing. Das Angebot richtet sich hier vorwiegend an Kreuzfahrttouristen, die regelmäßig an die Promenade geschwemmt werden.

Wir schlendern zurück und richten uns angesichts der Restaurant-Preise schon auf ein erstes, einfaches Picknick mit Brot ein. Linker Hand eine Bäckerei, eine Horde Männer steht draußen davor und wartet. Drinnen backen zwei Männer frische Chapatis, die wir bereits in Indien liebgewonnen haben. Es ist warm in der Backstube, wir werden herbeigewunken. Und bekommen einen Chapati direkt aus dem Ofen auf die Hand. Wir lächeln etwas unsicher und entschließen uns, drei zu kaufen. Dies wird abgelehnt, wir bekommen alle drei einfach so geschenkt - unser Geld wird abgelehnt. Ein erstes Mal, dass wir die osmanische Gastfreundschaft erleben, von der wir bereits soviel gelesen hatten. Mit einem Lächeln auf den Lippen durchstreifen wir diese fremde, aber sehr sympathische Gegend.


Unser großer Tag beginnt mit etwas Lauferei. Das ÖPNV-System ist eher bescheiden ausgeprägt, so dass die nächste Bushaltestelle 2,5km entfernt ist. Wir finden einen Bus, der uns zur Mietwagenstation bringt und nach etwas Durchfragen finden wir den großen Hof. Hat alles mit der Buchung geklappt ? Werden unsere Dokumente akzeptiert ? Was können wir für das bescheidene Geld (17€/Tag) erwarten ? Kurzum : Alles läuft hervorragend. Der Vermieter ist freundlich, trägt alles ordentlich ein und führt uns zu unserem Gefährt - ein Toyota Fortuner !! Der "glückliche" Name passt zu unserer Reise und da nicht jeder mit dem Modell etwas anfangen kann - es ist groß, sehr sehr groß, hat eine Automatik-Schaltung,  eine Klimaanlage sowie - tadaaa - eine variable Allradunterstützung für mögliche schwere Wegpassagen. Wow. Die ersten Meter fühlen sich noch ungewohnt an - nach so vielen Monaten ohne Auto, nun dieses starke Gefährt durch den wuseligen Hauptstadtverkehr zu bewegen ist aufregend, aber wir fühlen uns nun endgültig "angekommen" im Oman.

Also los geht´s, Gepäck im Hotel abholen und Vorräte und Equipment für die nächsten Wochen bunkern: Campingstühle, Gaskocher, Sonnenschirm, Kochutensilien, Grill - alles will rasch besorgt werden, möglichst günstig. Beides (rasch+günstig) klingt einfacher als gedacht - der Tag vergeht schnell, insbesondere im französischen "Carrefour", der jeglichen heimischen Supermarkt wie einen kleinen Tante-Emma-Laden aussehen lässt. Von großen Käse- und Fleischtheken über eine riesige Obstabteilung bis zu ewig langen Gängen mit Nahrungsmitteln aller Art, oft importiert, ist alles verfügbar. Die Stunden vergehen, bis wir alles beisammen haben - die Einkaufswagen werden voller und voller. Das einzige, was unsere Konsum-Lust etwas einschränkt, sind die Preise - an späterer Stelle geben wir euch einen Einblick in den omanischen Lebensstandard, aber für unseren Geldbeutel mit dem vergleichweise schwachen Euro-Kurs ist es nicht nur gefühlt teuer.

 

Die Sonne neigt sich dem Horizont entgegen und wir verlassen Muscat - Tank und Wasservorräte sind gefüllt und wir sind gespannt, wohin die Straßen und Pisten uns die nächsten Tage und Nächte führen - 20 Tage Abenteuer stehen bevor

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