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Berggeschichten vom Manaslu - Alltag der Talbewohner - Tag 3 (Dobhan - Philim)

Nach und nach bekommst du Routine morgens beim Rucksack packen. Alle Dinge haben ihren Platz. Der Blick unters Bett, ob noch etwas liegen geblieben ist, ist notwendig, zeigt dir aber auch, dass die Unterkunft mal wieder recht spartanisch saubergehalten wurde. Die Sonne wärmt langsam das Tal und du folgst dem Fluss. Am Vormittag passierst du die "Manaslu Conservation Permit Zone" und wie mehrere Male später wird dein Permit in ein großes Buch eingetragen. Zu deiner Überraschung erzählt der Polizeibeamte, dass du die Nummer 5.000 in diesem Jahr bist, die diese Station passieren. Seit dem Jahr 2010 hat sich diese Zahl verdoppelt, wobei es im Vergleich zu anderen Trekking-Routen (Everest-Basecamp oder Annapurna) noch mehr als überschaubar und ruhig am Manaslu ist.

Das Reich der Mitte versorgte dich vor der Tour mit neuen, günstigen Wanderstöcken. Bei einer Unachtsamkeit bewahren sie dich zwar vorm Umknicken und Fallen, aber sofort bricht einer der Stöcke.  Du verzweifelst etwas, Sorgen kommen hoch. Aber dein Guide versorgt dich umgehend mit einem stabilen Bambus-Stock "Made in Nepal". Dir wird an der Stelle klar, dass du dich in diesen Tagen auf deine Ausrüstung verlassen musst, die Einkaufsmöglichkeiten sind begrenzt. Das Leben der Menschen hier ist einfach, was deutlich wird, als eine Wassermühle passiert wird. Wie im Mittelalter rieselt das Getreide Korn für Korn oben hinein, der Fluss treibt das Mühlrad an, welches sich langsam, aber stetig dreht. Die Chapati am Morgen werden sicherlich hieraus gebacken und dir serviert.

Die Menschen am Wegesrand sind alle beschäftigt, später am Tag kommen die Kinder aus der Schule. Im Erdbeben 2015 sind auch viele Schulgebäude eingefallen. Bildung, so hört man, ist stets der Schlüssel zur Zukunft. Schule hier bedeutet, dass Lehrer und Lehrerinnen den Kindern in den Schulbüchern häufig einfache Begriffe wie "Fahrrad" oder "Autofahrer" erklären müssen. In einer Klasse von 10jährigen war nur jeder Vierte bereits in seinem Leben in Städten wie Kathmandu oder Pokhara. Hier in den Bergtälern, wo die Dörfer steil am Hang gebaut sind, gibt es keine Straßen und kein Fahrrad für die Kinder. Du siehst die Bergidylle und den Sonnenuntergang heute mit gemischten Gefühlen, bist stolz auf die geschafften Höhenmeter in der Wärme, aber merkst auch, wie unterschiedlich dein Leben zuhause ist. Am heutigen Tag gönnst du dir ein letztes Mal für die 10 Tage eine heiße Dusche. Weiter oben am Berg wird es nur kaltes Wasser geben und die Erkältungsgefahr ist zu hoch. Feuchttücher und Katzenwäsche ist somit angesagt.

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