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Kreml, Glanz und Gloria, Moroschenoje und viel mehr - Moskau für Kulturbanausen

Dass Moskau für uns bislang kein Ziel für eine reine Städtereise dargestellt hat, mag daran liegen, dass Russland  gefühlt doch schon verdammt weit weg ist, das kyrillische Alphabet Menschen aus Mittel- und Westeuropa auf eine harte Bewährungsprobe darstellt, der starke Rubel  Moskau bis vor ein paar Jahren noch zu einem Reiseziel der Reichen und Schönen gemacht hat und dass sich um den Osten noch so manche Mythen und Märchen ranken.

Unsere Moskau-Tipps für Kultur- und Städtebanausen (wie wir es vom Herzen her eigentlich sind):
  • Wenn Moskau schläft: Die Stimmung bei Sonnenaufgang ist einfach grandios! Um 05.00 Uhr morgens sind die sechs- bis achtspurigen Straßen noch leer und das Wasser der Moskva wird an ruhigen Tagen zu einem Spiegel der Moskauer Pracht
  • Besuch des Kreml: auch für uns ein Muss. Besonders beeindruckt hat der Blick von oben: Vom Glockenturm Iwan, dem Großen haben wir die goldenen Kuppeln der Kirchen und Kathedralen aus einer ganz besonderen Perspektive  erleben dürfen. Nach dem Staunen über die reich bemalten Kirchen, Kathedralen und Ikonostas bietet es sich an, im Alexander-Park (außerhalb der Kreml-Mauern) Energie bei einem Schläfchen im Gras zu tanken.
    Tipp für künftige Moskau-Reisende: Tickets  für den Iwan gibt es jeweils 45 Minuten vor Start der geführten Turmbesteigung im Häusschen des Ticketverkaufes im Alexander-Park. Ein allgemein gültiges Ticket für den Kreml (ohne Diamantenfonds und Rüstkammer) ist an den Ticketautomaten erhältlich - ihr müsst euch nicht an den langen Schlangen (so haben wir es zumindest getan) anstellen. Durchsagen sind lediglich auf Russisch.
  • VeloBike - Moskau mit dem Rad erkunden: Das ausgeklügelte Verleihsystem macht es möglich, die Stadt mit dem Zweirad zu erkunden (vorausgesetzt man hat zwei SMS-fähige Handys dabei). Wir fanden es toll, so größere Distanzen zu überwinden oder auch mal ein Stück "raus" zu fahren. Ob der dicke Verkehr und die fast immer nicht vorhandenen Fahrradwege jedoch für Jeden etwas sind, ist fraglich. Ein bisschen Mut und Enthusiasmus gehört schon dazu, wenn man sich auf den Drahtesel schwingt und sich seinen Weg sucht. Moskau ist (noch) keine fahrradfreundliche Stadt: Abgesenkte Bordsteine: Fehlanzeige, Radwege: Gibt es so gut wie gar nicht. Fußgängerampeln/-überwege: Größere Straßen müssen per Unterführung gequert werden. Ist man sich dessen bewusst, kennt man vielleicht auch nach und nach ein paar (Schleich)Wege und hat man eine sehr fahrradaffine und -erfahrene Begleitperson (Manu hat Qualitäten zum Guide) - dann ist das Rad eine tolle Art, die Stadt kennen zu lernen. Wir haben die Freiheit des Radelns sehr genossen und freuen uns schon auf die nächste Möglichkeit, in die Pedalen zu treten.
  • Tour durch die Moskauer Unterwelt: Einmal die Sicherheitskontrolle und den Ticketscanner passiert, stehen Für 55 Rubel (ca. 0,75 €) unbegrenztes Fahrvergnügen in bis zu 70km/h-schnellen Zügen und auf (zumindest gefühlt) unendlichen Rolltreppen zur Verfügung. Ab 20:00 Uhr (je später desto besser) wird es in der Metro leerer und angenehmer - Laut Reiseführer nutzen ca. 10 Millionen Menschen täglich das Transportsystem. Um die Orientierung nicht zu verlieren, ist es nützlich, das kyrillische Alphabet zu beherrschen - die Ausschilderung ist in Landessprache. Wir haben folgende U-Bahn-Stationen besucht: Majakowakaja (eine der wohl schönsten Metrostationen der Welt), Beloruskaja (am Tag der Ankunft mit Gepäck und in der Rush Hour eine wahre Herausforderung; bei unserer Metro-Tour deutlich entspannter), Nowoslobodskaja (sakrales Ambiente durch Buntglas-Mosaike; Manu fühl sich wohl - ein Geograf ist mit von der Partie), Prospekt Mira (Wandreliefs sowjetischer Bauern, Kiewskaja (prunkvoll und prächtig mit Ruhmeshalle und überdimensionierten Deckengemälden), Park Pobedy (die längste Rolltreppe der Welt) und Minskaja (zu guter Letzt steigen wir aus Versehen in die falsche Bahn ein - eine äußerst moderne Station überrascht uns beim Umsteigen).
  • Moroschenoje: Im GUM, dem altehrwürdigen Kaufhaus mit den drei Arkaden am Roten Platz verkaufen Frauen mit Schürzen in kleinen Kiosken Moroschenoje (russisches Eis) für 50 Rubel (0,70 €)  pro Stück. Anders als bei uns wird das Eis von den Verkäuferinnen noch an Ort und Stelle in den Waffelbecher gelegt, sondern das Eis befindet sich bereits wohlgeformt in der Waffel. Beim Warten an der Schlange vor dem Büdchen (Russen lieben Eis!): das Geschehen beobachten und vielleicht ein bisschen zur beschwingten Musik, die die Arkaden bespielt, tanzen. Möglichst unauffällig natürlich. Die Moskauer Damen- und Herrenwelt zeigt wenig Gefühle in der Öffentlichkeit. Und weil es so gut schmeckt, holen wir uns nach dem ersten Eis und Programmplanung für den Rest des Nachmittages gleich noch ein zweites ;-)
  • Moskau bei Nacht: ein Spaziergang zu nächtlicher Stunde ist - ebenso wie der Sonnenaufgang - ein Erlebnis. Dann spiegeln sich die abertausenden Lichter in der Moskva und das GUM erstrahlt als überdimensionierte Weihnachtsmarktbude. Von der Fußgängerbrücke an der Christ-Erlöser-Kathedrale (größtes Gotteshaus Russlands) ist das Panorama eindrucksvoll.
  • Farbenspiel bei Sonnenuntergang: Die Zwiebeltürme der Basilius-Kathedrale auf dem Roten Platz leuchten in unglaublich warmen Farben und bringen ein Stück Orient nach Moskau.
  • Hommage an Stalin: Mit den Sieben Schwestern hat sich der Diktator ein bis heute noch allgegenwärtiges Denkmal in Moskaus Skyline gesetzt. Wir kennen ein solches Gebäude bereits aus Riga, aber die mächtigen und dominierenden Wolkenkratzer imponieren uns ordentlich. Wir stromern um das heutige Außenministerium und das Radisson-Hotel und blicken gen Himmel.
  • Raus aus dem Trubel: Der Gorki-Park und die Ufer der Moskva eignen sich herrlich, um dem Großstadtgewimmel zu entfliehen ... am besten mit dem Rad - die Distanzen sind groß. Unsere Tour führte uns durch den Gorki-Park, vorbei an der Universität bis zum Kiewsker-Bahnhof.
  • Essen wie die Einheimischen: Russische Kantinen bieten alles, was das Herz begehrt für wenige Euros. An der Puschkinskaja-Metrostation haben wir im Grabli,  einer Art russischen Mensa, Hausmannskost gegessen.

Beobachtungen am Wegesrand (Stand Anfang August 2017), die wir mit euch teilen möchten:

  • Moskau scheint eine einzige große Baustelle zu sein: Man bereitet die Stadt auf die Fußball-WM 2018 vor und hübscht auf, wo es nur aufzuhübschen geht. Gehwege werden neu verlegt, Unterführungen neu ausgeschachtet, Plätze neu gepflastert.
  • Über die Putin- und Trump-Tassen und so manch andere Kuriosität in den Souvenirläden schmunzeln wir ...
  • Das Schuhwerk und die Kleidung einiger Moskauer-Damen ist höchst bewundernswert.
  • Die Wachablöse am Kreml will gelernt sein - die jungen Buben werden von einem um ein paar Jahre älteren und sehr wichtig aussehenden jungen Mann stets in Haltung korrigiert. Auf dass aus ihnen gut und pflichtbewusste Kameraden werden.

Kreml, Glanz und Gloria, Moroschenoje und viel mehr - Moskau, wir hätten dir doch ein bisschen mehr Zeit bei der Vorbereitung schenken können!


In diesem Sinne verabschieden wir uns nach knapp drei Tagen von der russischen Hauptstadt - vorfreudig und gespannt, wie es auf unserer ersten und vorerst längsten Zugfahrt nach Krasnojarsk wohl ergehen wird. Trubel, Verkehr, Metro, Wolkenkratzer und Betonwüste bleiben hinter uns ... Sibirien - wir sind gespannt auf deine Weite!

 

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